Jodeln aus Lebensfreude
Jodeln wirkt befreiend und stärkt die Präsenz und Lebensfreude und bringt Emotionen zum Ausdruck.
Jodeln früher und heute
Das Jodeln entwickelte sich vermutlich aus dem Juchzer. Benachbarte Almhirten verständigten sich in den Bergen mit einem lauten Schrei über große Entfernungen, um ein Lebenszeichen zu senden und sich zu verständigen. Das Juchzen diente auch als Kommunikationsmittel zwischen Mensch und Tier. Almhirten riefen auf diese Weise ihr Vieh zurück. Heutzutage wird das Juchzen auch als wortloses Ausströmen einer tiefen Freude verwendet.
Im Unterschied zum Juchzer und zum Ruf hat der Jodler eine komplexere Form mit mehreren Takten und wird oft mehrstimmig gesungen. Das Jodeln entwickelte sich während der Romantik im 17./18. Jahrhundert zu einem Kunstlied. Beständig entwickelte und entwickelt sich das Jodeln weiter. Fantasiewörter aus aneinandergereihten Silben wie holl-o-üü-i-di oder hola-rä-i-di werden hierbei zu mehrtaktigen Jodlern mit Harmoniewechseln. Dieses Tönen als Jodeln zu bezeichnen, war übrigens eine Idee von Kulturjournalisten jener Zeit. Jodeln stand damals eigentlich für unkultiviertes Benehmen.
Die größte Herausforderung beim Jodeln? Es darf und muss laut sein. Doch schon als Kind haben wir gelernt, dass wir leise sein müssen und als Erwachsener fällt es dann gar nicht so leicht, einmal richtig laut zu sein. Doch wer den alpenländischen Ausdruck lernen will, muss den Kontrolleur im Innern überlisten. Typisch für das Jodeln ist der häufige Wechsel zwischen hoher Kopf- und tiefer Bruststimme, denn nur dann kann sich die Stimme überschlagen und der typische Jodelschlag entsteht. Jodeln wir daher auch oft als kunstvolle Stimmakrobatik bezeichnet. Das bekannteste Jodellied dürfte der seit 1830 überlieferte Andachtsjodler sein.
Jodeln wirkt befreiend und erfüllend zugleich. Wir können beim Jodeln innere Räume öffnen, Emotionen zum Ausdruck bringen und eine freudig kraftvolle Präsenz verspüren. Es geht darum frei heraus zu singen und zu rufen. Somit können wir uns besser spüren und unsere Alltagsgedanken ausschalten. Noch heute bedienen sich einige Almhirten einer besonders freien Form des Jodelns, dem sogenannten Naturjodeln. Hierbei werden ursprünglichen Melodien von Jodelliedern ohne Text und Noten, rein nach Gefühl, gesungen.
Gejodelt wird übrigens nicht nur im Alpenraum. Zwar ist es dort entstanden, es schwappte aber mit bayerischen und österreichischen Auswanderern bis nach Amerika. Dort war es bis in die 1940er enorm populär und galt als etwas „Exotisches“. Jodler traten z.B. neben Feuerschluckern in Shows auf. Im Alpenraum blieb es immer eine wichtige Tradition. Es taucht aber heute auch in ganz anderen Musikrichtungen auf, wie z.B. im Hip Hop, Country, Blues oder Electro. Gejodelt wird auf der ganzen Welt. So erfreut es sich auch in asiatischen Ländern an Popularität. Aber auch in Afrika gibt es Gesänge, die dem Jodeln sehr ähnlich sind. Jedoch stammt allein das amerikanische Yodelling von der Alpentradition ab.
In unserem Stimme-Körper Tagesseminar befassen wir uns ganzheitlich mit dem Thema Stimme.
Zudem bieten wir regelmäßig Tagesseminare zum Thema Jodeln an.
Eure Amelie Zech, Singleiterin, Stimmtherapeutin und Yogalehrerin